"Die Tafeln von Chartres" - Meditieren mit schielenden Augen.

Hier im Blog gibt es schon einige Artikel über Meditatoin / Achtsamkeit.

Es gab Artikel über Vipassana (Achtsamkeit) und Konzentration. Und ich habe in einem Artikel beschrieben, wie einzelne Sinne für die Achtsamkeit genutzt werden können.

Und heute gibt es etwas ganz anderes:

Meditation mit eingebautem Bio-Feedback. :-)

Und das relativ einfach, mit den sogenannten "Tafeln von Chartres".  Noch nie gehört? Die Technik ist auch nicht so sehr bekannt. Ich werde Ihnen zeigen, woher diese Idee stammt und Ihnen dann das Grundprinzip beibringen.

1.) Das Buch hinter der Technik. 

Tradition der "Zigeuner", Gostische Philosophie, antike Kathedralen mit geheimen Symbolen, die den Weg zur Erleuchtung zeigen? Das klingt ein bisschen wie ein Roman von Dan Brown. 


Die Kathedrale von Chartres(Bild von ireneed@wikimedia.commons)

Und tatsächlich verwendet der Autor George Pennington in seinem Buch "Die Tafeln von Chartres" genau diese Zutaten. Er beschreibt, wie bestimmte Symbole, die v.a. in den Kirchenfenstern der großen Kathedrale von Chartres auftauchen als Schlüssel für eine "bislang geheime Meditationstechnik" dienen können. 

Nördliches Rosettenfenster der Kathedrale
(quelle: eusebius@wikipedia.commons)

Die Symbole sind ein Rechteck, eine Raute und ein Kreis. Diese Symbole ordnet Pennington in zwei Spalten nebeneinander an und nutz das so entstehende Bild als visuellen Anker für seine Meditation. 

Ob diese Meditationstechnik wirklich von europäischen Sinti und Roma überliefert ist, will ich nicht beurteilen. Aber Pennington beschreibt in seinem Buch tatsächlich einen ganz eigenen Zugang zu verschiedenen meditativen Bewusstseinszuständen und bietet dazu interessante Erklärungen.

Sie können sich das nicht vorstellen? Im Zweifel stöbern Sie mal in seinem Buch. Die Ideen sind interessant. Das Bild, das er nutzt, sieht so aus und wie man damit meditiert, zeige ich Ihnen im nächsten Abschnitt.



2.) Einführung in die Technik. 

Können Sie mit den Augen willentlich schielen, so dass Sie doppelt sehen? Dann haben Sie schon alles, was Sie brauchen, um mit diesen Tafeln zu meditieren. Wenn nicht, zeige ich Ihnen später, wie Sie diese Fähigkeit schnell erwerben.

Durch eine leicht nach innen schielende Augenstellung, entsteht mit Hilfe der Tafeln von Chartres ein konzentrierter und gleichzeitig weicher Blick, ein "Blick ins Nichts", ähnlich wie bei der ZEN-Meditation oder der Meditationstechniken der Brahma Kumaris. Zusätzlich fördern die Tafeln mit ihren zweifarbigen Symbolen eine zunehmende Synchronisation beider Gehirnhälften.

Wie geht es also? Drucken Sie das Bild mit den zwei Symbolreihen in Farbe aus. Meine Variante liegt als pdf-Datei im A4-Format vor und sollte leicht zu drucken sein. 

  • Legen Sie das Blatt ca. eine Armlänge entfernt vor sich auf einen Tisch oder heften Sie es an eine Wand.
  • Setzen Sie sich entspannt vor das Bild und lockern für einen Moment alle Muskeln im Körper.
    Zwei- bis drei tiefe Atemzüge helfen dabei. Betonen Sie dabei vor allem das Ausatmen, indem Sie darauf achten, die Luft langsam und möglichst vollständig ausfließen zu lassen.
    (Nicht pressen, einfach fließen lassen!)
  • Nun beginnen Sie leicht zu schielen, während Sie auf die "Tafeln" schauen. Es entsteht ein Doppelbild, Sie sehen vier Reihen mit Symbolen. Gut so.
  • Schielen Sie jetzt etwas stärker (oder etwas schwächer), so lange, bis sich die mittleren zwei Reihen überlappen. Sie sehen dann drei Symbolreihen nebeneinander.
    Diese Illusion entsteht durch den Versuch Ihres Gehirns, den verschobenen Bildern eine Realität zuzuordnen. 
  • Nun halten Sie diesen "weichen" Blick eine Weile aufrecht. Das wird mit ein wenig Übung immer leichter.

    → Das ist der Einstieg in Ihre Meditation mit den "Tafeln von Chartres. 
Glückwunsch.

Jetzt können mehrere Dinge passieren:

Sie verlieren den Fokus.

Dann springt das Bild zurück auf die tatsächlichen zwei Reihen, oder sie sehen wieder vier Reihen. Macht nichts! Das ist das eingebaute Bio-Feedback dieser Technik. Sie waren abgelenkt, haben kurz an etwas anderes gedacht. Das wird immer wieder vorkommen, wenn auch zunehmend seltener.

Fangen Sie einfach wieder von vorne an und schielen Sie, bis die mittlere Reihe wieder da ist.
Und halten Sie den Blick!

Die Farben der mittleren Reihe verändern sich.

... je nachdem welche Gehirnhälfte gerade aktiver an der Wahrnehmung beteiligt ist. Das ist OK. Behalten Sie den Blick bei, beobachten Sie - ohne zu bewerten - wie sich die Farben verändern.
Und halten Sie den Blick!

Die Farben der mittleren Reihe verschmelzen zu Violet. 

Das zeigt, das beide Gehirnhälften zunehmend snychron arbeiten. Sehr gut.
Halten Sie den Blick!

Die äußeren Reihen verblassen und Sie sehen nur noch eine einzige Reihe.

Auch das ist sehr gut. Der Blick wird zunehmend weicher und die innere Haltung ruhiger.
Halten Sie den Blick!


Ganz unterschiedliche Emotionen, Erinnerungen oder auch Ideen tauchen auf. 

Wunderbar. Das gehört zur Meditation dazu. Rüdiger Dahlke sagt oft: "Beim Meditieren taucht die Erleuchtung auf ... oder das, was ihr im Weg steht."

Nehmen Sie also alles, was jetzt auftaucht wahr, ohne zu bewerten.
Und ... halten Sie den Blick!


Das war die kurze Einführung in die Meditation mit den Tafeln von Chartres.
Viel Erfolg damit. Und ich würde mich freuen, von Ihren Erfahrungen zu hören.


Artikelserie Meditation: 
Teil 1 - Einführung
Teil 2 - Übersicht
Teil 3 - Vorübungen
Teil 4 - Jetzt geht es los
Teil 5 - Jetzt geht es weiter
Teil 6 - Ein Meditations-Thriller?
Teil 7 - Achtsamkeit im Alltag? Läuft.

Gastbeitrag: ... wohin mit den Gedanken. (von Martin Laschkolnig)

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